Die NST-N schreibt im Februar 2024: "Gartenfest, Standortentwicklung und ein großes WIR"

Landesgartenschauen in Niedersachsen – Booster für Wirtschaft, Tourismus und Stadtentwicklung?

(Ein Artikel von Imma Schmidt am Beispiel der LaGa Bad Gandersheim 2023)

Landesgartenschauen gelten manch’ einem als eher gestrige „Blümchenschau“, vielen aber bundesweit als intelligenter, nachhaltiger Motor der Stadt- und Gemeindeentwicklung und touristisches Zugpferd.

Niedersachsen zählt zu den vergleichsweise jungen Landesgartenschau(LaGa)-Ländern. Die erste fand 2002 in Bad Zwischenahn statt. Es folgten 2004 Wolfsburg, Winsen/Luhe 2006, Bad Essen 2010, Papenburg 2014 und Bad Iburg 2018. Die siebte in Bad Gandersheim, für 2022 geplant, wurde auf 2023 verschoben. Einen kurzen Überblick über die bisherigen Projekte liefert die Seite der Fördergesellschaft Landesgartenschauen Nord (FLN, www. landesgartenschau-nord.de/niedersachsen). Aktuell ist für 2026 die LaGa Bad Nenndorf in Vorbereitung. „Eine Gartenschau macht eine Stadt, gerade in Zeiten des Klimawandels, zukunftsfähig! Mit grüner Infrastruktur wird die Lebensqualität nachhaltig verbessert und Menschen, Kommunen und regionale Wirtschaft profitieren. Am Anfang ein Fest für Monate und am Ende eine Investition für Generationen!“, wirbt Siegfried Dann, der Präsident FLN für die Grünprojekte.

Ein Schritt nach vorn

„Bad Gandersheim hat dreifach von der LaGa profitiert, bilanziert Bürgermeisterin Franziska Schwarz Anfang 2024. „Erstens: Wir hatten für ein halbes Jahr wunderbare, lebendige ‚Garten.Fest.Spiele‘.“ Zweitens habe die LaGa den Zusammenhalt, das „Wir“ gefördert: „Viele Ehrenamtliche arbeiten seit Jahren für das Projekt und bleiben dabei. Wir hatten eine LaGa der Bürgerinnen und Bürger“, so Schwarz. Und drittens: „Der Kurort war sehr in die Jahre gekommen.“ Mit den neuen Kur und Freizeitanlagen, Bauprojekten und zusätzlichen privaten Investitionen konnte die Domfestspielstadt so „für Stadtentwicklung, Wirtschaft und Tourismus einen großen und nachhaltigen Schritt nach vorn machen.“ Rund 16 Millionen Euro hat Bad Gandersheim, bei einem Eigenanteil von zwei Millionen, aus unterschiedlichen Töpfen der Städtebauförderung (Zukunft Stadtgrün, Altstadtsanierung) erhalten. Die Durchführung der LaGa förderte das Land mit 3,5 Millionen Euro. Dies auch, weil sie verschoben werden musste, berichtet Schwarz. Der Landkreis Northeim und die Stadt selbst stellten je 850 000 Euro für den Durchführungshaushalt bereit. Direkte LaGa-Investitionen förderte das Land mit etwa 4,5 Millionen Euro. (Kosten insgesamt: fast 31 Millionen Euro – Durchführung rund 13 Mio, 18 Mio Euro Investitionen).
425 000 Besuche zählte man im Gartenschausommer. Ursprünglich war für die Einnahmen mit 450 000 Besuchen kalkuliert worden. „Hochzufrieden“ zeigte sich Geschäftsführerin Ursula Hobbie trotzdem: „Wir haben sparsam gewirtschaftet, so dass wir annähernd die schwarze Null erreichen werden.“

Was bleibt?

Besonders wichtig sei die neue Verbindungsachse zwischen Innenstadt und LaGa-Gelände, künftig wieder Kurpark. Bürgermeisterin Schwarz zählt auch das „gut angenommene neue Sole-Natur-Freibad“, die Spielbereiche oder die Stege an den Ufern der Osterbergseen und Bäche auf. Der neue Gabionenhang als barrierefreie Verbindung vom Kurgelände auf den Skulpturenweg (Viadukt) und die seit Jahren geplante innerörtliche Umgehungsstraße mit einer Rampe von der B 64 in den Osten der Kurstadt prägen nun „entscheidend die Zukunftsfähigkeit der Stadt“. Dass Bad Gandersheim, „wie alle LaGas, von der überregionalen Wahrnehmung durch Medien und Gäste profitiert hat“, verstehe sich fast von selbst, so Siegfried Dann. Mit jeder Gartenschau, dass hätten Studien nach den LaGas Bad Essen, Papenburg und Bad Iburg belegt, habe sich „die Aufmerksamkeit für den und die Wertschöpfung am Standort deutlich gesteigert.“

LaGas lohnen

Dieses Fazit zieht so auch noch 13 Jahre nach der LaGa Bad Essen im Osnabrücker Land Günter Harmeyer, der damalige Bürgermeister der Gemeinde auf einer Tagung der FLN in Bad Gandersheim am 29. August 2023: „Bad Essen profitiert noch immer vom neu gestalteten Kurpark, dessen Pflege durch den erwirtschafteten Überschuss der LaGa sogar bis Ende 2021 finanziert war.“ Touristisch attraktiv seien bis heute die architektonisch einzigartige, neue SoleArena, die als Inhalationsgradierwerk zum Kurangebot des Solebades „identitätsstiftend beiträgt“ und die neue Aussichtsplattform Himmelsterrasse am Waldrand. „Bad Essen ist seither überregional bekannt und die Stimmung in der Bevölkerung ist nach wie vor positiv“, berichtete Harmeyer.

Förderung

Es ist sinnvoll, das wurde bei der Tagung der FLN 2023 in Bad Gandersheim ebenfalls deutlich, intensiv und strukturiert Fördermittel für die unterschiedlichen Projekte „Grüner Stadtentwicklung“ zu erschließen, wenn eine Kommune beabsichtigt, sich um die Durchführung einer LaGa zu bewerben. Das Land Niedersachsen stellt für die Ausrichtung der LaGa 2026 in Bad Nenndorf bis zu fünf Millionen Euro Förderung für den Investitionshaushalt und bis zu einer Million Euro für den Durchführungshaushalt zur Verfügung. Möglich ist auch, ein LaGa-Konzept mit weiteren investiven Projekten zu verknüpfen, die dem Standort nachhaltig zugutekommen. So wurde beispielsweise in Papenburg 2014 eine lang geplante Umgehungsstraße gefördert und Bad Essen erhielt im Nachgang zur LaGa Fördermittel für eine Marina und ein neues Quartier am Mittellandkanal.

Zum Artikel: NST-N (Niedersächsischer Städtetag Nachrichten, Ausgabe 02/2024), Seite 20-21 "Gartenfest, Standortentwicklung und ein großes WIR"

 

 

 

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